15.02.2022

Studie: Jugendstudie Slowakei 2021: Unzufrieden, trotzdem nicht bereit auszuwandern

Unter dem Titel „Jugendstudie Slowakei 2021: Unzufrieden, trotzdem nicht bereit auszuwandern“ wurde vor kurzem eine Studie veröffentlicht, die die Lebenseinstellungen junger Menschen in der Slowakei untersucht.

Die Studie geht von einem internationalen Forschungsprojekt aus, das von der FES in den V4-Ländern und drei baltischen Staaten – Estland, Litauen und Lettland – durchgeführt wurde und dessen Hauptziel darin bestand, die Einstellungen und Verhaltensmuster junger Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren zu beschreiben und zu analysieren.

Die Studie thematisiert verschiedene Aspekte des Lebens junger Menschen, darunter ihre Werteorientierung und Einstellungen zu Fragen der Selbstentfaltung, Bildung, Erwerbstätigkeit, Familienplanung, sowie politische Einstellungen, ihr Verhältnis zur Demokratie, zum Bürgerengagement oder zur Radikalisierung in der Gesellschaft.

Die Hauptprobleme in Bezug auf das Leben und die Selbstverwirklichung von Jugendlichen finden sich vor allem in der  Qualität und dem Niveau des Bildungssystems, das von Jugendlichen in der Slowakei am schlechtesten von allen untersuchten Ländern bewertet wird. Außerdem die Schwierigkeiten - meist finanzielle - im Hinblick auf die Familiengründung, was die Slowakei zu einem der Länder mit verzögerter Verselbstständigung junger Menschen macht. Faktoren wie die wahrgenommene niedrige Qualität des Bildungssystems, die finanzielle Unmöglichkeit, eine Familie zu gründen, aber auch die Wahrnehmung von Korruption und das allgemeine politische Klima sind entscheidende Gründe für die Auswanderung slowakischer Jugendlicher ins Ausland. Eine überraschendes Ergebnis finde die Studie im Bereich des Misstrauens und der negativen Einstellung gegenüber der EU: von allen untersuchten Ländern nehmen gerade junge Menschen in der Slowakei die EU am negativsten wahr. Dafür ist die politische Unterstützung für rechtsradikale Kräfte unter jungen Menschen in der Slowakei geringer als in der Gesamtbevölkerung.

Eines der Hauptergebnisse der Studie ist die allgemeine Neigung der slowakischen Jugend zum Individualismus, die sich nicht nur im Hinausschieben der Familiengründung oder Selbstverwirklichung und erfolgreiche Karriere äußert, sondern auch in der Abwendung von staatlichen Institutionen.

Neben vielen Erkenntnissen bietet die Studie auch Empfehlungen für die Politik. Diese sollte sich laut der Autor*innen auf die Erleichterung der Familiengründung, konzentrieren, Wohnungsraum zugänglicher machen, sowie das Bildungssystem stärken. Entscheidend ist dabei die flexiblere Anpassung des Bildungssystems an Arbeitsmartkentwicklungen. Aus gesellschaftlicher Sicht ist zudem die Förderung des bürgerlichschaftlichen Engagements und sozialer Interaktionen über den unmittelbaren Lebensraum junger Menschen hinaus wichtig.

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